Hebammen am Limit – und trotzdem unser sicherer Hafen
Meine Geburtserfahrung hat mir gezeigt, wie unverzichtbar Hebammen sind: für unser körperliches Wohl, unsere Gefühle, unsere Sicherheit. Dieser Beitrag ist ein Dank, eine Erinnerung und ein Appell zugleich.
11/21/20252 min read


Gerade soziale Berufe werden von der Politik und in der Bezahlung viel zu wenig gewürdigt. Dazu zählen Krankenpflegerinnen, Altenpflegerinnen und viele weitere – aber vor allem auch Hebammen.
Immer wieder sind sie Thema in politischen Debatten und in den Nachrichten. Doch leider nicht, weil sie Großartiges leisten, sondern weil sie kämpfen müssen. Geburtskliniken und Stationen werden geschlossen, Hebammen geben ihre Berufung auf, weil sie sich den Beruf schlichtweg nicht mehr leisten können. Andere wiederum kämpfen unermüdlich weiter, machen laut auf Missstände aufmerksam und versuchen, für Familien da zu bleiben – trotz aller Hürden.
Ich möchte ihnen hier, in meinem Blog, eine Stimme geben.
Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: Hebammen tun so viel mehr, als nur ein Baby zu wiegen.
Als meine Tochter 2021 mitten in der Corona-Zeit per Kaiserschnitt zur Welt kam, hatten mein Mann und ich nur eine Stunde Zeit, unser gemeinsames Glück zu genießen. Dann musste er die Klinik bereits wieder verlassen – und sah uns erst zur Entlassung wieder.
Ich lag also als frischgebackene Mama mit einer zuckersüßen Tochter, einer frischen Kaiserschnittnarbe, schmerzbedingt bewegungseingeschränkt, allein im Zimmer und vollkommen überfordert.
Es strömten so viele Gefühle auf mich ein, und nein, es waren nicht nur Glücksgefühle.
Doch trotz der vielen Corona-Mamas auf der Station waren die Hebammen jederzeit zur Stelle.
Sie wickelten meine Tochter, halfen mir beim Aufstehen, gaben mir wertvolle Tipps und waren zu jeder Tages- und Nachtzeit mit einem Lächeln für mich da.
Sie haben mir die schweren ersten Tage im Krankenhaus unglaublich erleichtert.
Zuhause angekommen, wartete die nächste Welle an Überforderung:
Liegt sie richtig? Trinkt sie genug oder zu viel? Heilt die Narbe am Kopf gut? Warum weint sie? Hat sie Bauchschmerzen?
Und dann kam unsere Hebamme, gefühlt im Superwoman-Cape, zur Tür herein.
Sie beantwortete unsere tausend Fragen mit Ruhe, Verständnis und einem warmen Lächeln.
Sie nahm meine Gefühle als frischgebackene Mama ernst, sah meinen Körper, meine Verletzlichkeit und stärkte gleichzeitig unsere Instinkte als Mama und Papa.
Sie gab uns das größte Geschenk, das Eltern bekommen können:
Sicherheit. Vertrauen. Und das Gefühl, dass wir das schaffen.
Mit viel Liebe, Gelassenheit und Zutrauen wuchs aus diesem kleinen Bündel unser Kind – und wir wuchsen gleich mit.
Hebammen leisten jeden Tag Großartiges. Sie tragen Familien durch die verletzlichsten, emotionalsten und wichtigsten Momente ihres Lebens. Und trotzdem kämpfen sie um Anerkennung, faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen.
Es ist höchste Zeit, ihnen zuzuhören. Sie zu unterstützen. Und ihnen den Respekt entgegenzubringen, den sie verdienen.
Dieser Beitrag ist meine kleine Stimme für sie, in der Hoffnung, dass viele weitere laut werden. Für bessere Bedingungen. Für mehr Wertschätzung. Für Hebammen, die jeden Tag Wunder möglich machen
